Meinung

Hitlers Geburtshaus: Abriss jetzt!

Begegnungs- und Gedenkstätten sollen an Orten des Wirkens und Leidens oder des Exils der Opfer geschaffen werden

von Reuven Rennert  22.08.2016 18:30 Uhr

Reuven Rennert Foto: www.peterrigaud.com

Begegnungs- und Gedenkstätten sollen an Orten des Wirkens und Leidens oder des Exils der Opfer geschaffen werden

von Reuven Rennert  22.08.2016 18:30 Uhr

Der österreichische Ministerrat beschloss im Juni die Enteignung des Geburtshauses Adolf Hitlers in Braunau am Inn. Das Haus befindet sich noch bis zur Ratifizierung des Beschlusses im Besitz der Erbin jener Eigentümer, die es 1938 um den vierfachen Marktwert an die NSDAP verkauften und es 1954 zu einem Bruchteil der Summe wieder erstanden.

Die infame Immobilie diente zunächst den Ewiggestrigen, dann aber zunehmend der in der bayrisch-österreichischen Grenzregion aktiven Neonaziszene als Pilgerstätte. Es ist höchst erfreulich, dass sich die Republik Österreich, die langjährige Mieterin des Hauses, dazu durchgerungen hat, langfristig und nachhaltig die »Pflege, Förderung oder Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts« zu unterbinden, wie es im Gesetzestext heißt.

begegnungsstätte Vermutlich gut gemeinte Initiativen wie etwa die Forderung nach der Einrichtung eines »Hauses der Verantwortung«, einer Begegnungsstätte, in der »junge Menschen aus der ganzen Welt nach Braunau kommen«, wie einer der Initiatoren meinte, gehen an der einzig sinnvollen Konsequenz der Enteignung vorbei: dem Abriss. Der Gedanke daran, dass Reisebusse künftig statt Neonazis Schulklassen in die verschlafene Stadt am Inn karren, ist im besten Fall absurd, eigentlich aber unerträglich. Studienreisen in die nahe gelegenen ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen und Ebensee wären um einiges sinnvoller. Ein Ausflug ins Mozart-Wohnhaus in Salzburg vermutlich auch.

Der österreichische Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) sprach sich übrigens für einen Abriss aus – und seitens der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) in Wien wird diese Herangehensweise ebenfalls begrüßt. »Ob man an diesem Ort künftig das eine oder andere Projekt implementiert, ist aus unserer Sicht Gegenstand eines nächsten Schrittes«, erläuterte IKG-Generalsekretär Raimund Fastenbauer die Position der Einheitsgemeinde, »wir wünschen uns aber den Abriss«.

Im traditionellen Judentum sowie unter vielen Überlebenden wird der Name Hitlers stets mit dem Zusatz »Jimach Schemo« – möge sein Name ausgelöscht sein – versehen. Der Abriss seines Geburtshauses wäre eine eindrucksvolle Realisierung dieses Wunsches. Es muss der Opfer gedacht werden, Begegnungs- und Gedenkstätten sollen an den Orten des Wirkens und Leidens oder auch des Exils der Opfer geschaffen werden. Aber nicht in Braunau am Inn oder am Obersalzberg.

Der Autor ist Geschäftsführer eines Wiener Immobiliendienstleisters und begleitete die österreichische Delegation beim March of the Living 2016.

Terror

Scholz sieht Ansatzpunkt für Terrorlistung von Irans Revolutionsgarden 

Israel fordert von der EU bereits seit langem, die iranischen Revolutionsgarden als Terrororganisation einzustufen. Kanzler Scholz macht dem Land nun Hoffnung

 17.04.2024

Meinung

Zeitenwende

Der 7. Oktober war kein Terroranschlag. Er war der Beginn eines neuen globalen antisemitischen Krieges, in dem alle Juden angegriffen werden

von Esther Schapira  17.04.2024

Duisburg

Anklage wegen Anschlagsplänen auf Pro-Israel-Demo erhoben

Der Mann habe geplant, mit einem Lkw in die Teilnehmermenge zu fahren

 17.04.2024

Thüringen

Ausstellung zu Luxemburger Abkommen von 1952

Die Dokumentation zeigt »die Geschichte materieller Ansprüche nach der Schoa«

 17.04.2024

Frederik Schindler

Zeit für eine neue deutsche Iran-Politik

Deutschland sollte das Mullah-Regime nicht länger hofieren, sondern unter Druck setzen

von Frederik Schindler  17.04.2024

Oldenburg

Stadtrat erklärt Solidarität mit Jüdischer Gemeinde

Das Gremium will »der zunehmenden Intoleranz und Hass den Nährboden entziehen«

 17.04.2024

Porträt

Hoffnungen einer Kurdin

Die Menschenrechtsaktivistin Soma Assad engagiert sich gegen Islamismus und plädiert für ein stärkeres Bündnis zwischen ihrem Volk und den Juden. Eine Begegnung

von Alicia Rust  16.04.2024

Teheran

Iranischer Journalist nach Kritik an Großangriff im Visier der Justiz

Abbas Abdi muss sich wegen absurd anmutender Vorwürfe vor Gericht verantworten

 16.04.2024

USA

Alarmierender Anstieg antisemitischer Vorfälle

Der höchste Stand seit dem Beginn der Erfassung entsprechender Daten wird verzeichnet

von Imanuel Marcus  16.04.2024