Jom Haazmaut

»Auf keinen Fall ohne dich«

Fünf Liebeserklärungen an das Land Israel

 03.05.2016 20:36 Uhr

Jubeln für Israel: Jom-Haazmaut-Feier Foto: Flash 90

Fünf Liebeserklärungen an das Land Israel

 03.05.2016 20:36 Uhr

Der richtige Rhythmus
Kann man mehr als eine Heimat haben? Matti Goldschmidt meint: Ja. Und Israel ist eine davon. Elf Jahre seines Lebens verbrachte der gebürtige Österreicher in Israel. Er studierte dort Informatik und die Geschichte Islamischer Länder. Außerdem ließ sich der Spross einer Künstlerfamilie in Jerusalem zum Tanzmeister für israelische Volkstänze ausbilden. Schon seit vielen Jahren unterrichtet Goldschmidt israelischen Volkstanz in aller Welt – von Neuseeland über Italien bis Deutschland.

Seine »Heimatbasis« ist München. Wenn er aber in Israel ist, gehört der Besuch von Tanzveranstaltungen selbstverständlich zu seinem Programm – und dabei schaut er nicht nur zu, sondern tanzt natürlich auch mit. Auch sonst bleibt Goldschmidt in Bewegung: Seine Besuche in Israel führen ihn an viele Orte, denn er schätzt die Abwechslung, die das kleine Land bietet: Im Golan und den Judäischen Bergen geht er gern wandern, in Tel Aviv genießt er das pulsierende Strandleben. Übernachtet wird in Kibbuzim.

Goldschmidts Lieblingsort ist Zichron Ja’akow. »Im Sommer weht immer eine kleine Brise, man spürt Israel, aber nicht zu laut.« Es sei auch fantastisch, bei Kaffee und Kuchen in der Midrachov im Herzen Jerusalems zu sitzen, schwärmt er.

Doch Israel hat noch eine andere Bedeutung für ihn: »Letztlich ist Israel immer noch der letzte Zufluchtsort für Juden im Falle von Verfolgung. Insofern ist es ›unbezahlbar‹. Man ist dort unter sich.« Menschen, die noch nie in Israel waren, erzählt Matti Goldschmidt gern, dass Israel grundsätzlich so sicher sei wie der Marienplatz in München, dass man dort freundliche Menschen treffe und bekömmliche mediterrane Küche genießen könne. Nur eines gefällt dem Tanzlehrer nicht so gut: dass Israel ein vergleichsweise teures Reiseland ist. Karin Vogelsberg

Ein sicherer Ort
Israel trägt er immer bei sich, denn das ist sein Vorname: Israel Schwierz heißt aber nicht nur wie das gelobte Land, er fährt auch zusammen mit seiner Frau mindestens einmal im Jahr dorthin, um die Familie zu besuchen. Drei Kinder und fünf Enkel leben in Israel, dazu noch viele nähere und weitere Verwandte und Freunde. Ein einmaliges Land mit einer ganz besonderen Atmosphäre sei Israel, meint Schwierz. »Es gibt jede Menge Dinge, die mir an Israel gefallen: das Wetter, der ordentliche Umgang der verschiedenen Menschen miteinander, die meist freundliche Atmosphäre, die vielen verschiedenen Landschaften und Kulturen«, listet der ehemalige Schulrektor aus Würzburg auf.

»Dass es dort natürlich auch Fanatiker – religiöse wir nationale – gibt, ist leider eine sehr traurige Tatsache, aber damit muss man leben«, fügt der Bundeswehrhauptmann der Reserve hinzu. Dennoch: »Für mich bedeutet dieses Land einen sicheren Ort in einer nicht immer sicheren Welt. Israel ist für mich in der Tat die Heimat des jüdischen Volkes und aller Juden dieser Welt. In dieses Land können alle Juden kommen, die irgendwo nicht mehr leben wollen oder können, weil sie dort unerwünscht oder gefährdet sind.« Karin Vogelsberg

Ein schönes Gefühl
Wer Kalorien zählt, der sollte besser nicht nach Israel fahren. Denn dank der Gastfreundschaft der Israelis finde man überall einen reich gedeckten Tisch, sagt Judith Neuwald-Tasbach. Leider komme sie viel zu selten nach Israel, bedauert die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen. »Aber wenn ich dort bin, werde ich zu vielen Essen eingeladen«, erzählt sie lachend. Der Besuch bei Familie und Freunden steht für Judith Neuwald-Tasbach im Mittelpunkt ihrer Israelreisen. »Dann machen wir Ausflüge zusammen, aber so richtig Urlaub habe ich in Israel noch nie gemacht.« Einer ihrer Lieblingsorte ist die Festung Masada: »Dort spürt man den Atem der Vergangenheit, taucht in eine andere Zeit ein.«

Israel sei auf kleinem Raum ungeheuer vielfältig und vital, findet Neuwald-Tasbach: »Dort kann man erleben, was es heißt, multikulturell zu leben.« Nirgendwo sei man dem Ursprung der Religionen näher. »Für viele Christen ist es eine einmalige Erfahrung, die Geburtskirche zu besuchen«, weiß die Gelsenkirchenerin. Sie persönlich sucht bei jeder Israelreise die Kotel auf – bevorzugt früh am Morgen, wenn es dort noch nicht so voll ist.

»Israel ist für mich der Ort, wohin meine Verwandtschaft nach dem Dritten Reich geflohen ist«, erzählt die 56-Jährige. »Und wenn es für die Juden wieder schlimm werden sollte, können sie an diesem Ort eine Heimat finden. Das ist ein schönes Gefühl: einen Ort zu haben, wo man Zuflucht findet.« Karin Vogelsberg

Zweites Zuhause
Roman Haller verbrachte mit seiner Frau Eva über Pessach gerade ein paar Tage in Israel. In München, wo sie leben, war es kalt, in Tel Aviv fegte in den letzten Tagen der Frühjahrs-Chamsin über Land und Meer. Bis zu 30 Grad brachte er mit und viel Staub. Ohne Frage: In Eretz Israel friert man weniger als im nasskalten Deutschland. Aber davon redet Roman Haller nicht, wenn er beschreibt, was in ihm vorgeht, sobald er sein Lieblingshotel in Tel Aviv betritt. »Itzchak, der Portier, begrüßt mich mit einem ›Welcome home‹, und er weiß genau, was er da sagt«, erzählt der Direktor der Claims Conference Nachfolgeorganisation. »Nirgendwo auf der Welt fühle ich mich vom Moment meiner Ankunft an so zu Hause wie hier. Und das, obwohl ich in Israel weder geboren wurde, noch länger hier gelebt habe.« Der 72-Jährige sitzt im »La La Land Restaurant« am Strand von Tel Aviv. Alle paar Minuten kommt jemand vorbei, den er kennt. Niemand wundert sich, ihn hier anzutreffen.

Haller fällt ein Satz des deutschen Klassikers Gottfried Herder ein: »›Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss.‹ Und Herder hatte recht. Hier brauche ich mich nicht zu erklären. Jeder, der mich hier trifft, weiß, warum ich hier bin und warum ich mich hier so wohlfühle.« Katrin Diehl

Mein Brief an dich

Als wir uns kennenlernten war ich ein Kleinkind und du so um die 50 Jahre alt. Damals mochte ich dich nicht sonderlich. Ich hatte Angst vor den Kamelen und manchen meiner bei dir lebenden Verwandten. Ich hasste das Brennen von Meersalz auf meiner Haut, und dein Chaos verunsicherte mich. Aber im Laufe der Jahre haben wir uns angefreundet, und heute – muss ich zugeben – kann ich mir ein Leben ohne dich überhaupt nicht mehr vorstellen.

Als ich mit 16 Jahren zu dir zog, hast du mich in deiner chaotischen, aber liebevollen Art bei dir aufgenommen, ohne zu zögern. Alles an dir faszinierte mich, deine Strände, Berge und die Wüsten. Deine Lebensgeschichte, deine Sprache und – am allermeisten – deine Menschen. Die Frau, die mir eines Morgens am Strand sagte, ich soll mich mit der kurzen Hose nicht auf den kalten Stein setzen. Der Busfahrer, der extra für mich einen unfahrplanmäßigen Zwischenstopp in Herzliya einlegte, und die Mitfahrenden, die ihn mit viel Chuzpe dazu überredeten. Der Lehrer, der jammernden Schülern sagt: »Das einzig Leichte im Leben ist, unter der Dusche zu pinkeln.« Die Polizisten, die hupen, wenn ich bei Rot über die Straße gehe, und laut lachen, wenn ich vor Schreck zusammenzucke.

Letztlich hast du, Israel, mich mit deinem guten Herzen erobert, das allen ein Zuhause bietet. Den Jungen und den Alten. Den Orthodoxen und den Säkularen. Verrückten, Chaoten, Schüchternen und Vorlauten. Juden, Christen und Muslimen. Franzosen, Amerikanern, Äthiopiern oder Persern. Es tut mir leid für dich, dass das Zusammenleben nicht immer perfekt klappt und dir nicht wenige sogar den Tod wünschen. Ich persönlich rechne dir aber hoch an, dass du es, seit deiner Geburt, zumindest probierst. Wahrscheinlich kommt daher deine Lieblingsfrage: Lama lo? Warum auch nicht? Deine Naomi Bader

Berlin

Koscher Foodfestival bei Chabad

»Gerade jetzt ist es wichtig, das kulturelle Miteinander zu stärken«, betont Rabbiner Yehuda Teichtal

 18.03.2024

Berlin

Zentralrat der Juden: Fehlende Förderung für Initiativen kein gutes Zeichen

Politiker beschwören den Kampf gegen Antisemitismus. Zugleich müssen viele Initiativen immer wieder neu um Gelder bangen. Was das für die Demokratie bedeutet, sagt jetzt der Präsident des Zentralrats der Juden

von Leticia Witte  18.03.2024

Berlin

Merz: Jüdische Schüler werden weiter beschimpft

Gleichzeitig kritisierte der CDU-Vorsitzende aber auch Israels Regierung und Armee wegen des Kriegs im Gaza-Streifen

 14.03.2024

Interview

»Die extreme Rechte und Linke sind miteinander verbunden«

Zentralratspräsident Josef Schuster über seine persönlichen Erfahrungen nach dem 7. Oktober, fehlende Gelder im Kampf gegen Rechtsextremismus und ob er sich eine erneute Amtszeit vorstellen kann

von Leticia Witte  14.03.2024

Hannover

»Good trouble« für Demokratie

Die amerikanische Botschafterin Amy Gutmann war für ihre »Stand up and speak out«-Kampagne zu Gast am Helene-Lange-Gymnasium

von Michael B. Berger  14.03.2024

Sport

Wie eine Familie

Die Fußballer des Kibbuz Kfar Aza waren zu Gast bei Bayer Leverkusen

von Christine Schmitt  14.03.2024

Jewrovision

Es wird glitzern

Zum ersten Mal führt Ende des Monats ein dreiköpfiges Moderatorenteam durch die Show

von Christine Schmitt  14.03.2024

Gratulation

»Masal tov, Jossi!«

Zentralratspräsident Josef Schuster feiert am 20. März seinen 70. Geburtstag. Eine persönliche Würdigung seines langjährigen Freundes und Wegbegleiters Rafael Seligmann

von Rafael Seligmann  14.03.2024

Meet a Rabbi

Jüdisches Kulturschiff tourt durch Brandenburg

Förderung durch die Koordinierungsstelle »Tolerantes Brandenburg« macht´s möglich

 13.03.2024