Musik

Wenn Mirjam auf die Pauke haut

Mosches Schwester feierte den Auszug aus Ägypten mit einem »Tof«. In der Tora gibt es noch andere interessante Instrumente

von Katrin Diehl  18.04.2016 18:00 Uhr

Das Tof ist wie ein Tamburin – eine Handpauke mit Schellen. Foto: Thinkstock

Mosches Schwester feierte den Auszug aus Ägypten mit einem »Tof«. In der Tora gibt es noch andere interessante Instrumente

von Katrin Diehl  18.04.2016 18:00 Uhr

Konnte Mosche gut singen? Eine schwierige Frage. Und was war mit Mirjam? Mach mal die Augen zu. Was siehst du? Was hörst du? Die Geschichte vom Auszug aus Ägypten ist wie ein großes Theaterspektakel. Am Ende tanzen und singen alle.
Den Anfang hat Mosche gemacht.

Die Freude darüber, dass die Sklaverei in Ägypten vorbei war, musste aus ihm heraus. Da half nur noch singen! Eigentlich war Mosche kein Mann der Sprache. Jetzt aber schenkte er Gott aus dem Stegreif die poetischsten Worte. Von da aus war es zum Lied nicht mehr weit: »Ich singe dem Ewigen,/ Ja! Er ist hoch und erhaben,/ Ross und Reitergespann warf er ins Meer!« So steht es in im 2. Buch Mose 15,1.

Aus voller Brust wird Mosche jubiliert haben, bis sich auch die Prophetin Mirjam, seine Schwester, nicht mehr zurückhalten konnte. Sie holte sich einen »Tof« und wiederholte die Worte ihres Bruders ähnlich einem Refrain (eine immer wiederkehrende Liedzeile): »Singt dem Ewigen ...« –, worauf alle Frauen einstimmten.

Heilige Schrift Miriam holte sich was? Ein Tof ist eine kreisrunde, handliche Rahmentrommel. Man kann sich das Tof auch wie ein Tamburin vorstellen, eine Handpauke mit Schellen. Und das ist beileibe nicht das einzige Instrument, das in den Heiligen Schriften auftaucht und einen seltsamen Namen trägt. Da sind Chatzotzra, Zelzelim, Mena’anim, Schalischim ... Oder wie gefällt dir die Magrefa? Laut dem Talmud soll das »Pfeifenwerk« zehn Löcher gehabt haben, und aus jedem Loch sollen 100 Melodien gekommen sein!

Die Instrumente, die in der Tora auftauchen und die zum Musizieren bestimmt waren, haben sich die Menschen aus Naturmaterialien gefertigt, also aus Holz, Stein, Fell oder Knochen. Wie sie ausgesehen haben, können wir ahnen, wenn wir uns Darstellungen von Musikszenen auf uralten Wandbildern oder Reliefs der umliegenden Völker, wie den Sumerern, ansehen (unser Stammvater Abraham kam aus der sumerischen Hauptstadt Ur!). Aus welchem Material die damaligen »Trompeten« waren, wissen wir sogar ziemlich genau, weil Gott in der Tora Mosche anweist, sie aus »gehämmertem Silber« zu fertigen.

In der Tora ist also ganz schön viel Musik drin. Und zwar in vielerlei Hinsicht, wie die Musikwissenschaftlerin Shoshana Liessmann erklärt: »Da wird geschildert, wie die Menschen mit ihrer Stimme oder mit Instrumenten Musik gemacht haben, es werden Musikinstrumente aufgezählt und beim Namen genannt, aber auch die Sprache selbst ist manchmal schon wie Musik.«
Gleich im Buch Bereschit wird uns der »Erfinder« der Musikinstrumente, nämlich Juval, vorgestellt (1. Buch Mose 4, 21): »Und sein Bruder (ein Nachkomme Kains) hieß Juval; von dem sind hergekommen alle Zither- und Flötenspieler.« Shoshana Liessmann findet: »Das ist doch wirklich erstaunlich und ganz sicher ein Hinweis darauf, dass die Musik ein Teil unserer Kultur, ein Teil des Judentums ist.«

Jericho Einen richtig mächtigen Auftritt hat die Musik bei der Eroberung von Jericho. Die Priester blasen so kraftvoll in ihre Schofarhörner, dass die Stadtmauer niederkracht. Den Schofar, das Widderhorn, kennen wir bis heute. Im Monat Elul, zu Rosch Haschana und Jom Kippur hat es seinen großen Einsatz.

König David ist ohne Musik, vor allem ohne seine »Kinnor«, eine Art Leier, die man gerne als »Davidharfe« bezeichnet, kaum denkbar. Die Priester waren für die Musik im Tempel von Jerusalem zuständig. Riesenorchester und Riesenchöre traten da auf.

Mache noch einmal die Augen zu und stelle dir das in deiner Synagoge vor. Sehr ungewohnt, oder? Der Tempel wurde zerstört. Der Schofar ist uns geblieben. An Pessach blasen wir ihn allerdings nicht! Da stimmen wir in die Lieder von Mosche und Mirjam mit ein.

Antonia Yamin

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