Glossar

Mechiza

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Die Mechiza ist heute ein heikles Thema, denn es ist politisch. Mechiza nennt sich die Trennwand in der Synagoge zwischen dem Bereich der Frauen und dem der Männer. Es gibt Gemeinden mit Geschlechtertrennung, Gemeinden mit nur einem Bereich, und außerhalb Deutschlands gibt es sogar Gemeinden mit drei Bereichen: einen für Frauen, einen für Männer und einen für diejenigen, die gemischt sitzen möchten.

Wir kennen heute als Trennung Emporen für Frauen, wir kennen eine Trennwand zwischen Frauen und Männern oder auch Emporen mit Trennwand, und wir kennen den Fall, dass Frauen oben und hinten sitzen. Die halachische Idee ist, dass Frauen und Männer ihren eigenen Bereich (Reschut) haben. Und der zeichnet sich dadurch aus, dass er klar abgegrenzt sein muss.

Doch woher kommt die Idee? Schon im Tempel gab es eine Trennung. Dort bestand eine Esrat Naschim, ein Hof für die Frauen. Er lag vor dem Nikanor-Tor, das den inneren Bereich des Tempels abgrenzte. Trotz des Namens war der Hof Frauen und Männern gleichermaßen zugänglich, und da wurde es auch schon einmal trubelig. Maimonides, der Rambam (1135–1204), schreibt in seinem Kommentar zur Mischna (Sukka 5,2), dass zum »Fest des Wasserschöpfens« (während des Sukkotfestes) die Geschlechter im Tempel getrennt wurden. Denn dieses Fest galt als das fröhlichste des Jahres.

Empore Die Tosefta (Sukka 4,1) erklärt, dass Männer und Frauen zunächst von verschiedenen Stellen aus das Fest beobachteten. Man sah dann aber, dass sich die Festbesucher mischten und viele einen »leichten Kopf« bekamen. Deshalb beschloss man, drei Emporen zu errichten, von denen aus die Frauen alles beobachten konnten, aber den Männern nicht zu nahe kamen.

Eine andere Mischna (Middot 2,5) bestätigt das: Der Frauenhof des Tempels war zunächst offen, aber dann umschloss man ihn mit einer Empore, sodass die Frauen hinuntersahen und sich Männer und Frauen nicht begegneten.

Ob die Emporen fest eingebaut waren oder nur vorübergehend für das Fest errichtet wurden, bleibt offen. Meist gingen Frauen wohl nicht weiter in den Tempel als bis zum Nikanor-Tor. Das Bemerkenswerte daran ist, dass der Balkon, selbst wenn er nur temporär war, den Bauplan des Tempels änderte.

In einer Diskussion darüber im Talmud (Sukka 51b) zitiert Raw den Propheten Sacharja (12,12): »Und trauern wird das Land, Familie um Familie für sich, die Familie des Hauses David für sich und ihre Frauen für sich, die Familie des Hauses Nathan für sich und ihre Frauen für sich.« Raw folgert daraus: Wenn Frauen und Männer in Zeiten der Trauer getrennt sein sollen, um wie viel mehr dann in Zeiten größter Freude?

Gebot Aus diesem Grund wird das Gebot der Trennung in der Synagoge als »de oraita«, als biblisches Gebot, betrachtet und rechtfertigt einen leichten Eingriff in die Architektur des Tempels. Und da die Synagoge gemeinhin als kleiner Tempel (Mikdasch me’at) betrachtet wird (Megilla 29b), liegt es demnach nahe, diese Trennung später auch dort aufrechtzuerhalten.

Andere Trennungen sind dann im Talmud überliefert. So verwendete Rabbi Abaje getöpferte Krüge, und Rawa nahm Schilfrohr, um die Geschlechter voneinander zu trennen (Kidduschin 81a).

Raschi (1040–1105) kommentiert dazu, dass man Getöpfertes verwendete, weil es Geräusche machte, wenn jemand versuchte, darüber zu steigen. Dies sei hin und wieder bei Hochzeiten und Schiurim der Fall gewesen, lesen wir.

Möglicherweise geht Raschi von der Praxis seiner Zeit aus. Denn für die Zeit unmittelbar nach der Zerstörung des Tempels gibt es nur wenige Belege für getrennte Bereiche in den Synagogen. Im Mittelalter ist die Trennung dann aber fester Bestandteil einer Synagoge. So schreibt Jaakov haLevi Molin aus Mainz (1365–1427) in seinem Sefer haMaharil (Halachot Schabbat 35), es sei erlaubt, wegen der Sittsamkeit Tallitot zwischen dem Frauen- und dem Männerbereich aufzuspannen.