München

Tanzkunst aus zwei Welten

Ausdrucksstark: Jill und Amnon Damti Foto: Marina Maisel

Jüdische Kulturtage geben die Gelegenheit zu Experimenten, zu außergewöhnlichen Angeboten, die aus allem als jüdisch Zugeschriebenen – was immer das sein mag – herausragen. Der Abend mit dem Tanz- und Ehepaar Jill und Amnon Damti Ende September am Jakobsplatz gehörte dazu. »Gesprochen« wurde in vielen Sprachen: per Tanz und Musik, das war zu erwarten. Englische und deutsche Gebärdensprache und völlige Stille, das war für das hörende Publikum jedoch neu.

Jill, geboren in den Vereinigten Staaten, lernte den gehörlosen Tänzer Amnon Damti, dessen Eltern Ende der 40er-Jahre aus dem Jemen eingewandert waren, in Israel kennen. Da war er bereits ein Star, der mit der renommierten Batsheva Dance Company zusammenarbeitete. Er erhielt Auszeichnungen als bester Pantomime des Landes und den »Kunst-Oscar« Kinor David (Davids Harfe) als bester Tänzer des jüdischen Staates.

tour Mittlerweile arbeitet Amnon Damti hauptsächlich mit seiner Frau zusammen, mit der er seit 1990 verheiratet ist und zwei hörende Kinder hat. Die beiden Tänzer waren vor Jahren als erste israelische Künstler zu Gast im Weißen Haus und traten diesen Sommer im Rahmen ihrer Kalifornien-Tour bei einem internationalen Gehörlosen-Festival in San Francisco auf.

Amnon, Jahrgang 1957, »fühlt die Musik durch den Holzboden, arbeitet über Blickkontakt und Berührung«, wie seine Frau erklärt. Einer seiner berühmtesten Solotänze, »Mann im Schatten eines Vogels«, basiert auf seiner traumatischen Erfahrung, als Fünfjähriger für zehn Jahre in ein Gehörlosen-Internat geschickt worden zu sein.

Choreografie Für das Programm »Eine Welt der Stille« schrieb sein Neffe, der als Musiker und Sänger unter anderem mit dem israelischen Ethnorockstar Idan Raichel zusammengearbeitet hat, einen Song, in dem die Bässe den Tänzer Amnon mit schlafwandlerischer Sicherheit durch die Choreografie leiten. Zum Mitmachen wurden die anwesenden Kinder und Erwachsenen mit Tierpantomimen animiert.

Am Ende des Auftritts im Jüdischen Gemeindezentrum konnte die eine Hälfte des Publikums mit Staunen und Begeisterung beobachten, wie die andere Hälfte sich angeregt in Gebärdensprache unterhielt. Trotz nationaler Unterschiede fanden die deutschen gehörlosen Besucher und ihr israelisches Gegenüber – der gehörlose Amnon und seine hörende Partnerin Jill – in wenigen Minuten schnellstens zueinander. Lachen kann, das war nur eine von vielen Lektionen dieses Abends, auch tonlos ansteckend sein.

Sachsen

Landesbeauftragter: Jüdisches Leben auch in Sachsen gefährdet

Die Hemmschwelle, in eine Synagoge zu gehen, sei größer geworden, sagt Thomas Feist (CDU)

 25.04.2024

Pessach

Vertrauen bewahren

Das Fest des Auszugs aus Ägypten erinnert uns daran, ein Leben in Freiheit zu führen. Dies muss auch politisch unverhandelbare Realität sein

von Charlotte Knobloch  22.04.2024

Pessach

Das ist Juden in Deutschland dieses Jahr am wichtigsten

Wir haben uns in den Gemeinden umgehört

von Christine Schmitt, Katrin Richter  22.04.2024

Bayern

Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren

Vier Schoa-Überlebende nahmen teil – zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar

 21.04.2024

DIG

Interesse an Israel

Lasse Schauder über gesellschaftliches Engagement, neue Mitglieder und die documenta 15

von Ralf Balke  21.04.2024

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024