Flüchtlinge

Streit um Unterkunft

Flüchtlingsunterkunft der Stadt Schwerte in einer Baracke auf dem ehemaligen Gelände eines KZ-Außenlagers Foto: dpa

Wohin mit den vielen Flüchtlingen, die aus den Kriegsgebieten Afrikas und des Nahen Ostens derzeit nach Deutschland strömen? Die Kommunen richten jedes Gebäude her, dessen sie habhaft werden. Die falschen, schrieb neulich die englische Zeitung »Daily Mail«. Und der Jüdische Weltkongress kritisierte, dass Flüchtlinge in ehemaligen KZ-Außenlagern untergebracht würden.

»Das ist wohl ein Witz?«, fragt der Sicherheitsbeauftragte der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund, der zufällig den Anruf entgegennimmt. Geschäftsführer Alexander Schraga weiß nichts von den Plänen, dass in der Nachbarstadt Schwerte Flüchtlinge in einem solch belasteten Gebäude untergebracht werden sollen.

Falschmeldung Es stimmt auch nicht, sagt der Pressesprecher des Schwerter Oberbürgermeisters, Carsten Morgenthal. »Die Erinnerungskultur ist in Schwerte ein hohes Gut«, erklärt die Stadt. In der Kritik steht das Gelände des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerkes, wo sich von April bis Dezember 1944 ein Außenlager des KZs Buchenwald befand. Die heutige Flüchtlingsunterkunft sei jedoch in einem Gebäude untergebracht, das nachweislich erst nach dem Krieg neu errichtet wurde. »Wo sich das KZ-Außenlager befand, stehen heute Wohnhäuser und Tennisplätze«, heißt es in der Presseerklärung. Der Vorwurf, in Schwerte sei man geschichtslos und unsensibel, habe den Rat sehr getroffen.

Einen ähnlichen Vorwurf musste sich auch die Stadt Düsseldorf gefallen lassen, in deren Ortsteil Ludenberg ebenfalls Flüchtlinge unterkommen sollen. Auch hier gab es Einrichtungen der deutschen Wehrmacht. »Wir haben 15 Standorte für Flüchtlingsunterkünfte im ganzen Stadtgebiet, die wir sehr genau geprüft haben«, sagt Pressesprecher Michael Bergmann. In Ludenberg nutze man ein Brachgrundstück, auf dem Modulbauten errichtet werden. »Sie sind winterfest mit Toiletten und Duschen.« Schließlich wolle man rund 4400 Flüchtlinge dauerhaft unterbringen, sagt Bergmann. Die einstigen Nazibauten seien in den 50er-Jahren abgerissen worden.

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