Meinung

Christen in Israel: Die Frage der Täter

Trotz der Bedrohung durch IS kümmern sich Medien lieber um mögliche jüdische Täter

von Ulrich Sahm  07.07.2015 12:16 Uhr

Ulrich Sahm Foto: Varda Polak-Sahm

Trotz der Bedrohung durch IS kümmern sich Medien lieber um mögliche jüdische Täter

von Ulrich Sahm  07.07.2015 12:16 Uhr

Vor etwa zwei Wochen ist im Jerusalemer Viertel Schuafat ein Flugblatt aufgetaucht, gezeichnet vom Islamischen Staat (IS). Abgebildet war die schwarze Flagge, so wie sie im römischen Theater von Palmyra hing, als Teenager 25 kniende syrische Soldaten per Kopfschuss ermordeten. Auf dem Flugblatt wird den »polytheistischen« Christen Jerusalems »empfohlen«, bis Ende des Ramadan-Monats, dem Id-al-Fitr-Fest am 18. Juli, Jerusalem zu verlassen. Andernfalls würden sie abgeschlachtet: erst in den arabischen Vierteln Schuafat und Beth Hanina, dann sei die Grabeskirche in der Altstadt an der Reihe.

schlagzeilen Man könnte das Flugblatt abtun und zur Tagesordnung übergehen. Doch IS hat schon Raketen auf Israel abgeschossen, Sicherheitskräfte verhafteten IS-Zellen in Hebron, im Gazastreifen ist IS als extremistischer Konkurrent der Hamas etabliert, und auf dem Jerusalemer Tempelberg wurde mehrfach die schwarze Flagge gehisst. Am Montag wurden im Süden Israels sechs Schüler verhaftet: Sie waren von ihren Lehrern aufgestachelt worden, bekannten sich zu IS und wollten nach Syrien in den Kampf ziehen.

Insgesamt haben sich 47 Israelis den Extremisten in Syrien angeschlossen. Zudem gab es mehrfach Überfälle von Muslimen auf Christen. Anders als Attacken von Juden auf Christen schaffen es diese jedoch selten in die Medien. Selbst über die Sprengung von Kirchen mitsamt Gläubigen in Ägypten während des »Arabischen Frühlings« und die Auslöschung christlicher Dörfer in Syrien und Irak wurde kaum berichtet, nicht einmal von Radio Vatikan.

Das IS-Flugblatt wurde mit über einwöchiger Verspätung vermeldet. Der ehemalige lateinische Patriarch Michel Sabah wird dort mit der Parole »Wir bleiben« zitiert, Weihbischof William Shomali äußert »Sorgen der Christen«. Problematisch kann ein Bericht des katholischen Hilfswerks »Kirche in Not« genannt werden. Vor dem üblichen Spendenaufruf für Christen im Heiligen Land wurde der Brandanschlag auf das Kloster Tabgha am See Genezareth erwähnt, »mutmaßlich« ausgeführt von »extremistischen Juden«. Noch sind die Täter nicht gefasst, und dass die Kirche »teilweise schwer beschädigt« worden sei, ist schlicht falsch.

Ein Spendenaufruf scheint in Deutschland nur Erfolg zu haben, wenn man Juden beschuldigen kann. Nicht aber, wenn arabische Islamisten arabischen Christen drohen.

Der Autor ist freier Journalist in Jerusalem.

Halle / Frankfurt

DFB lässt proisraelisches Plakat bei Länderspiel abhängen

Plakat mit der Aufschrift »Bring them Home now« sei nicht genehmigt und entgegen UEFA-Regularien gewesen

 28.03.2024

Sachsen

Trotz antisemitischer Vorfälle: Leipziger Friedenspreis geht an »Handala«-Gruppierung

Die »pro-palästinensische Gruppierung« steht immer wieder wegen antisemitischer Vorfälle in der Kritik

 27.03.2024

Analyse

Allein

Der Jude unter den Staaten: Wie Israel von der Weltgemeinschaft verleumdet und im Stich gelassen wird

von Maria Ossowski  27.03.2024

Manchester Airport

Überlebende des 7. Oktober bei Einreise beschimpft

»Wir müssen sicherstellen, dass Sie hier nicht dasselbe tun wie in Gaza«, sagt ein Grenzbeamter zu den Israelis

von Imanuel Marcus  27.03.2024 Aktualisiert

USA/Israel

US-Verteidigungsminister empfängt israelischen Amtskollegen

»Wir den Kampf in Gaza nicht beenden, bevor wir alle Verschleppten nach Hause bringen«, erklärt Joav Gallant

 27.03.2024

Bundesregierung

Charlotte Knobloch fordert Rauswurf von Kulturstaatsministerin Roth

IKG-Chefin und Schoa-Überlebende: »Was passiert ist, war einfach zu viel«

 26.03.2024

Berlin

Nach Angriff auf jüdischen Studenten: Hochschulgesetz wird verschärft

Möglichkeit der Exmatrikulation wurde zuvor von Rot-Grün-Rot abgeschafft

 26.03.2024

Deutschland

Einbürgerungstests: Das sind die Fragen zu Israel und jüdischem Leben

»Wer unsere Werte nicht teilt, kann keinen deutschen Pass bekommen«, sagt Innenministerin Faeser

 26.03.2024

Freiburg

NS-Dokuzentrum öffnet Anfang 2025

Die Institution will Geschichte mit Debatten der Gegenwart verbinden - ohne erhobenen Zeigefinger

von Volker Hasenauer  27.03.2024 Aktualisiert