München

Gelebtes Tikkun Olam

Die Initiative Mitzwe Makers mit Gemeindevertretern beim Fest im Einstein Foto: Marina Maisel

Rund zwei Jahre ist es nun her, dass sich eine Gruppe vorwiegend jüngerer Menschen im Münchner Gemeindezentrum getroffen hat – zur konstituierenden Sitzung des Vereins Mitzwe Makers. Das Ziel der Initiative lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Menschen zu helfen, denen es schlechter geht als einem selbst.

Diese Idee wurde in den zurückliegenden Jahren in vielen Formen realisiert. Da beteiligten sich Sportbegeisterte beim Münchner Stadtlauf zugunsten einer Spendenaktion für krebskranke Kinder. Weniger auffällig, aber nichtsdestoweniger intensiv und erfolgreich ist das Projekt Andenkenpflege: Die Mitzwe Makers kümmern sich um verwaiste Gräber auf dem Jüdischen Friedhof.

Auf den von Moos und anderen Pflanzen überwucherten Grabplatten machen sie die Namen der Verstorbenen wieder lesbar – und suchen nach Angehörigen, die möglicherweise noch irgendwo auf der Welt leben.

Gemeinschaft Besonders am Herzen liegen den Mitzwe Makers aber natürlich die Lebenden. Denn es gibt viele Menschen, die alleine häufig sehr zurückgezogen leben. Diese wieder ein klein wenig zurückzuholen in die Gemeinschaft, das ist mit dem Programm »Pekalach« gelungen.

Zu den Feiertagen haben die Helfer alles vorbereitet, was traditionell zu den Hohen Feiertagen oder zu Chanukka gehört. Dann sind sie losgefahren und haben einsame Menschen besucht, von denen sie über die IKG erfahren hatten. Für so manche von ihnen war es seit Jahren das erste Mal, dass sie in Gemeinschaft die Channukakerzen zündeten.

Die Freude darüber war nicht nur bei den Besuchten groß. Die Chanukkaaktion »Light a candle« hat auch Charlotte Knobloch begeistert. Als Anerkennung und Dank an die engagierten Helfer hat sie diese nun jüngst zu einem kleinen Umtrunk in das Restaurant Einstein eingeladen.

Der Erfolg basiere eigentlich auf einer einfachen Idee, so Knobloch: »Auf den ersten Blick ist es das Naheliegendste: dass Menschen einander besuchen, miteinander etwas unternehmen, ihre Zeit miteinander teilen und einander gut tun. Mizwot machen nicht nur das Leben von anderen besser, sondern auch unser eigenes.«

Freude Es habe sie tief berührt, dass durch die Chanukkaaktion nicht nur dieses Miteinander wieder gelebt wird. So seien Menschen wieder für die Gemeinschaft präsent geworden – und umgekehrt. Damit ist in größerem Maßstab das wahr geworden, was sowohl Rabbiner Israel Diskin – er gehört mit seiner Frau Chani Diskin zu den Partnern der Mitzwe Makers – als auch Rabbiner Israel Meir Levinger bei dem kleinen Empfang unterstrichen hatten: Jede Mizwa erzeugt eine weitere, die auf den Geber zurückfällt.

Initiator Steven Guttmann unterstrich, dass keiner der Mitzwe Maker gegen Bezahlung mithilft. Der einzige, aber auch beste Lohn für die Helfer sei die Freude der Personen, denen geholfen wird. Dementsprechend erklärte er den freiwilligen Helfern: »Bereits eine Stunde deiner Zeit könnte die Welt eines anderen Menschen verändern«.

So konnten die Anwesenden der Aussage und dem Wunsch von Charlotte Knobloch nur zustimmen: »Die Premiere von ›Light a candle‹ war ein großer Erfolg! Darauf wollen wir anstoßen! Und darauf, dass es – so G’tt will – zur angekündigten Fortsetzung kommt.«

www.facebook.com/MitzweMakers

Pessach

Vertrauen bewahren

Das Fest des Auszugs aus Ägypten erinnert uns daran, ein Leben in Freiheit zu führen. Dies muss auch politisch unverhandelbare Realität sein

von Charlotte Knobloch  22.04.2024

Pessach

Das ist Juden in Deutschland dieses Jahr am wichtigsten

Wir haben uns in den Gemeinden umgehört

von Christine Schmitt, Katrin Richter  22.04.2024

Bayern

Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren

Vier Schoa-Überlebende nahmen teil – zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar

 21.04.2024

DIG

Interesse an Israel

Lasse Schauder über gesellschaftliches Engagement, neue Mitglieder und die documenta 15

von Ralf Balke  21.04.2024

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024

Berlin

Pulled Ochsenbacke und Kokos-Malabi

Das kulturelle Miteinander stärken: Zu Besuch bei Deutschlands größtem koscheren Foodfestival

von Florentine Lippmann  17.04.2024