Glossar

Hanerot Halalu

Nach dem Zünden der ersten Kerze an jedem Abend von Chanukka sprechen die meisten Menschen das »Hanerot Halalu«. Ab dem zweiten Tag wird es während des Zündens der übrigen Kerzen gesprochen

von Chajm Guski  15.12.2014 19:07 Uhr

Hanerot Halalu: »Diese Lichter sind heilig, und es ist uns nicht erlaubt, sie zu benutzen. Wir dürfen sie nur betrachten ...« Foto: Rafael Herlich

Nach dem Zünden der ersten Kerze an jedem Abend von Chanukka sprechen die meisten Menschen das »Hanerot Halalu«. Ab dem zweiten Tag wird es während des Zündens der übrigen Kerzen gesprochen

von Chajm Guski  15.12.2014 19:07 Uhr

Nach dem Zünden der ersten Kerze an jedem Abend von Chanukka sprechen die meisten Menschen das »Hanerot Halalu«, (»Diese Lichter zünden wir an ...«). Ab dem zweiten Tag wird das »Hanerot Halalu« während des Zündens der übrigen Kerzen gesprochen. Dieser Text, der ursprünglich aus dem Mischna-Traktat Sofrim (20,6) stammte, hebt an jedem der Chanukkaabende die Heiligkeit der Kerzen, die man gerade zündete, hervor.

In einer Art Rückschau und Vergegenwärtigung dessen, was gerade getan wurde, spricht man dann: »Diese Lichter sind heilig, und es ist uns nicht erlaubt, sie zu benutzen. Wir dürfen sie nur betrachten, um zu danken und deinen großen Namen zu preisen für deine Wunder, deine mächtigen Taten und deine Hilfe.« Anders formuliert: Die Kerzen sind heilig, weil sie genau eine wichtige Funktion haben. Sie werden angezündet, um das Wunder von Chanukka in der Öffentlichkeit zu verkünden. Die Kerzen erinnern an die Erzählung, die hinter dem Fest steht. Deshalb stehen die Leuchter mit den Kerzen auch am Fenster oder zur Straße hin. Wer sich außerhalb der Wohnung befindet, muss das Licht sehen können.

Laut dem Talmud (Schabbat 21b) und dem Rambam (Hilchot Megilla waChanukka 4,5) müssen die Kerzen aus demselben Grund von Sonnenuntergang bis zu der Zeit leuchten, da »der Markt sich vollkommen geleert hat«, die Menschen also durch die Straßen nach Hause gehen und unterwegs die Möglichkeit haben, die Lichter zu sehen.

Wunder »Heilig« meint auch, dass die Lichter nicht für uns leuchten – sie haben einzig die Funktion, vom Wunder zu künden. Man darf sie also nicht zum Lesen eines Buches gebrauchen oder um etwas anderes zu beleuchten. Der Schamasch, die zusätzliche Kerze, mit der die acht Kerzen angezündet werden und die etwas erhöht steht, entlastet uns in dieser Hinsicht ein wenig: Denn wenn wir doch versehentlich etwas im Licht der Chanukkakerzen lesen, könnte es ja sein, dass dieses Licht vom Schamasch kommt.

Im Zusammenhang mit der Heiligkeit der Kerzen wird eine weitere praktische Frage immer wieder gestellt: nämlich, ob die Kerzen derart heilig seien, dass man sie nicht löschen darf – etwa wenn man die Wohnung verlassen muss. Denn Kerzen sollte man ja nicht unbedingt ohne Aufsicht brennen lassen. Der Talmud gibt eine indirekte Antwort auf diese Frage: Es ist möglich, die Kerzen zu löschen, wenn sie eine Mindestzeit gebrannt haben. Der Talmud (Schabbat 21b) protokolliert, man sei nicht verpflichtet, auf das Licht achtzugeben. Wichtig sei allein, dass es die vorgeschriebene Mindestzeit brennt. Diese Zeit ist die von Sonnenuntergang bis zur Leerung des Markts. Der Rambam legte sie auf eine halbe Stunde fest.

Das bedeutet also, die Kerzen müssen mindestens eine halbe Stunde lang brennen. Dem folgten dann auch spätere halachische Werke wie zum Beispiel der Schulchan Aruch (Orach Chajim 673,2). Wichtig zu wissen: Wenn die Kerzen während dieser halben Stunde ausgehen, darf man sie wieder anzünden. Entscheidend ist also immer die Markt-Straßen-Mindestzeit.