5775

»Wir hoffen auf Frieden«

Mark Aruin, Daniel Libanov und Samuel Levit (v.l.) Foto: Rolf Walter

Samuel, Mark und Daniel waren im vergangenen Jahr Freunde – und wollen es im neuen Jahr auch bleiben. Alle drei besuchen die 10. Klasse des Jüdischen Gymnasiums Moses Mendelssohn in Berlin. »Wir wollen natürlich den Mittleren Schulabschluss schaffen«, sagen sie einstimmig.

Was hat ihnen das vergangene Jahr 5774 gebracht? »Die letzten zwölf Monate waren wie immer«, winkt Samuel Levit (15) ab. Zumindest für ihn persönlich. In der Schule lief es gut, in den Sommerferien war er erst auf Machane in Italien, dann mit seiner Familie auf einer griechischen Insel. Als in Israel Krieg war, hat er bewusst keine Nachrichten mehr geschaut. Denn Samuel findet, dass jede Seite ihre eigene Propaganda macht.

»Überall wurde über den Krieg im Gazastreifen gesprochen, beim Friseur, auf der Straße, einfach überall«, sagt Daniel Libanov (16). Privat läuft auch für ihn alles gut, er spielt Fußball, Tennis und hört – wie seine Freunde – am liebsten Rap und Mainstream Charts. Aber die Kriegsherde beunruhigen ihn. Alle drei Schüler machen sich Sorgen um den Konflikt in der Ukraine, denn jeder von ihnen hat Verwandte in den ehemaligen Ländern der Sowjetunion.

Konflikt Mark Aruin (14) ist erst vor drei Jahren von Moskau nach Berlin gekommen, sein Vater lebt noch in seiner Heimat. Samuel ist zwar in Berlin geboren, aber sein Vater stammt aus der Ukraine. Einig sind sie sich über diesen Konflikt nicht, im Gegenteil: Bevor sie darüber in Streit geraten, wollen sie das Thema lieber nicht vertiefen. Nur in einem sind sie sich sicher: Die deutschen und russischen Nachrichten fallen ganz unterschiedlich aus. Der Konflikt soll im neuen Jahr ein Ende haben, wünschen sich alle drei.

Die 13-jährige Karen Weinberg spricht vor allem über den Gaza-Krieg, wenn man sie nach ihrem Fazit des vergangenen Jahres fragt: »Den fand ich ganz schlimm.« Karen hat viele Verwandte in Israel; ein Cousin wurde zur Armee eingezogen. »Da habe ich immer die Nachrichten verfolgt«, sagt sie.

Doch Karen hat in 5774 auch viel Schönes erlebt. Es war ihr erstes Jahr in Berlin – sie kam mit ihrer Familie aus Mexiko nach Deutschland. »Meine Lehrer und Klassenkameraden haben mir geholfen«, sagt Karen. Im nächsten Jahr will sie eine gute Schülerin bleiben, obwohl es für sie viel Aufwand ist und sie täglich zwei Stunden Hausaufgaben machen muss. Außerdem will sie weiter Hip-Hop tanzen und die Kunst-AG im Jüdischen Gymnasium besuchen.

Gazastreifen Helen Gelbart (19) studiert in Israel Betriebswirtschaft und hat den Sommer in Berlin gearbeitet. »Ich wusste im vorherigen Jahr endlich, was ich studieren und was ich machen möchte«, sagt sie. Auch Helen hat der Krieg im Gazastreifen sehr bewegt, weil sie im Sommer in Israel war. Bei jedem Bombenalarm hatte sie Angst und musste sich daran gewöhnen, einen Schutzkeller aufzusuchen. »Aber nach dem Alarm geht das Leben weiter. Das habe ich von den Israelis gelernt«, sagt Helen, die vor zwei Jahren ihr Abitur am Jüdischen Gymnasium ablegte und anschließend ein Orientierungsjahr in Israel machte.

Als sie im Sommer nach Hause fliegen wollte, hätten Berliner Freunde sie schon gefragt, ob sie einen Plan B hätte, falls sie nicht mehr nach Israel zurücckönnte. »Aber ich fahre wieder«, sagt Helen. »Ich freue mich schon sehr auf das kommende Jahr in Israel.«

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