Literatur

»Ich habe das Ende erreicht«

Amerikanisch-jüdischer Erfolgsautor und ewiger Anwärter auf den Literaturnobelpreis: Philip Roth Foto: dpa

»Ich verspreche Ihnen, dass dies mein letzter Auftritt im Fernsehen sein wird ... und mein absolut letzter Auftritt auf irgendeiner Bühne, wo auch immer.« So äußerte sich Philip Roth (81), der amerikanisch-jüdische Erfolgsautor und ewige Anwärter auf den Literaturnobelpreis, in einem in dieser Woche ausgestrahlten Interview mit der BBC.

In dem Dokumentarfilm Imagine – Philip Roth Unleashed von Alan Yentob sagte Roth, der in den USA mit wichtigen Literaturpreisen ausgezeichnet wurde, er sei ganz und gar im Reinen mit seiner schon 2012 angekündigten Entscheidung, das Schreiben aufzugeben: »Ich fühle mich großartig. Ich habe das Ende erreicht. Für mich gab es nichts mehr, worüber ich schreiben könnte.« Natürlich habe er anfangs Angst vor der Leere gehabt – und davor, dass er nichts mehr zu tun haben würde: »Aber ich wusste, ich konnte nicht besser werden. Warum also schlechter werden?«

Der Film von Alan Yentob zeichnet das Leben von Philip Roth nach – von seiner Jugend in einer jüdischen Familie in Newark, New Jersey, bis zu seinen großen literarischen Erfolgen wie Portnoys Beschwerden, Mein Leben als Sohn (in dem er sich mit Alter und Sterben seines Vaters auseinandersetzte), Amerikanisches Idyll und Der menschliche Makel. Sein letzter veröffentlichter Roman war Nemesis (2010).

Ehrendoktor Roth, der nicht mit religiösen jüdischen Traditionen aufwuchs und sich stets als säkular bezeichnete, ist kurz vor der Ausstrahlung seines BBC-Interviews noch einmal öffentlich aufgetreten: In der vergangenen Woche wurde ihm am Jewish Theological Seminary in New York die Ehrendoktorwürde verliehen. Der Kanzler des JTS, Arnold Eisen, nannte Philip Roth »ohne Zweifel den größten Soziologen des jüdischen Lebens in Amerika«.

In den 60er- und 70er-Jahren waren Roths Romane auch von Juden als »profan« oder zu sexbesessen kritisiert worden. Roth wurde sogar vorgeworfen, mit seiner Arbeit den Antisemitismus zu fördern. 1962 war der Autor bei einem Literaturseminar der New Yorker Jeshiva University aufgetreten und dort von feindseligen Studenten angeschrien worden. Danach hatte der Schriftsteller sich geschworen, »nie wieder über Juden zu schreiben« – ein Versprechen, das zu halten er natürlich nicht imstande war.

Ob es bei seiner Ankündigung bleibt, nie wieder aufzutreten, bleibt offen: In Medienberichten ist von zumindest einem weiteren geplanten Interview mit Philip Roth die Rede – im Juli im »Colbert Report« der Comedy Central. (mit jta)

http://www.philip-roth.de/

Streaming

»Bros«: Zwei Trottel, eine Bar

Die erste rein hebräischsprachige und israelische Original-Produktion für Netflix startet heute weltweit

von Ayala Goldmann  18.04.2024

Interview

»Deutschland ist eine neurotische Nation«

Bassam Tibi über verfehlte Migrationspolitik, Kritik an den Moscheeverbänden und Ansätze für islamische Aufklärung

von Christoph Schmidt  18.04.2024

Verschwörungstheorien

Nach viel kritisiertem Israel-Hass-Video: Jetzt spricht Dieter Hallervorden

Der Schauspieler weist die Kritik an seiner Veröffentlichung zurück

 18.04.2024

Venedig

Israelhasser demonstrieren bei Kunstbiennale

Die Demonstranten forderten einen Boykott israelischer Künstler

 18.04.2024

Klassik

Eine Liebeserklärung an die Mandoline

Der israelische Musiker Avi Avital verleiht Komponisten wie Bach oder Vivaldi einen unverwechselbaren neuen Touch

von Christine Schmitt  18.04.2024

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 18.04.2024

Restitution

Bundesregierung will Herausgabe von NS-Raubkunst erleichtern

Gesetzentwurf sieht unter anderem einen Auskunftsanspruch gegenüber Personen vor, die NS-Raubkunst in Verkehr bringen

 17.04.2024

Berlin

Wenn aus Projektionen Projektile werden

Experten diskutierten bei einer Tagung der Bildungsabteilung im Zentralrat, wie anti-israelische Obsessionen wirken

von Mascha Malburg  17.04.2024

Philosophie

Mit Sartre gegen die Enge

Vincent von Wroblewskys Autobiografie »Vermutlich Deutscher« ist ein kleines Meisterwerk

von Marko Martin  17.04.2024