Sport

Gold, Silber, Bronze

Peter Marduchajew führt eine feine Klinge. Egal ob es Florett, Säbel oder Degen, der 50-jährige Dortmunder beherrscht seine Waffen so gut, dass er als erster deutscher Makkabi-Athlet bei der 19. Maccabiah in Israel gleich zweimal Gold und einmal Bronze holte. Auch die Tischtennisdamen gewannen eine Bronzemedaille, trotz eines verlorenen Spiels. Der komplizierte Austragungsmodus machte es möglich.

Am Montag legte die Mannschaft nach – stolze Bilanz: Gold für die Tischtennis-Juniorinnen, Bronze für die Tischtennisdamen sowie Bronze für die Tischtennis-Senioren, jeweils in den Team-Wettbewerben. Auch die Fechter erkämpften sich Edelmetall: je eine Bronzemedaille im Degen- und im Säbel-Teamwettbewerb der Herren.

Ausbeute Schwimm-Youngster Hannah Benenson – mit ihren 14 Jahren die jüngste Sportlerin im deutschen Makkabi-Team – ergänzte den Medaillenspiegel mit ihrem Start in einer internationalen Mixed Staffel über 4 x 100 Meter Freistil Juniorinnen. Damit haben die deutschen Sportler bei den jüdischen Weltsportspielen bis Mittwoch drei Gold- und sechs Bronzemedaillen errungen. »Eine Ausbeute, mit der niemand zu diesem Zeitpunkt der Wettkämpfe gerechnet hatte«, freut sich die Pressesprecherin von Makkabi-Deutschland, Maria Pinzger. Hinzu kommt ein beachtlicher vierter Platz bei der 4 x 100 Meter Freistil-Staffel der Herren. Zum ersten Mal in der Maccabiah-Geschichte war eine deutsche Schwimmstaffel an den Start gegangen.

Und dennoch steht das Siegen für die rund 200 Aktiven nicht unbedingt an erster Stelle. »Die Sportler sind unsere Botschafter. Botschafter des Zusammenhalts, des Miteinanders und des jüdischen Spirits«, hat Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, den Geist genannt, der für ihn von den jüdischen Spielen ausgeht. Sie stünden für eine »starke jüdische Gemeinschaft, die in Zukunft noch viel stärker sein will«. Darum gilt für ihn: »So sehr ich unserer deutschen Mannschaft viele Medaillen wünsche – am Ende ist es beinahe egal, wie der Punktestand aussieht. Unsere Sportler sind schon jetzt alle gefühlte Gewinner – und unsere Sieger der Herzen!«, gab ihnen der Zentralratspräsident mit auf den Weg.

Ähnlich sehen es die Sportler selbst. »Wir hoffen auf einen tollen Wettbewerb und viel Spaß mit jungen jüdischen Leuten aus vielen Ländern«, sagte Mike Delberg, der bei Makkabi die sozialen Medien betreut, bei der Abreise aus Berlin. Vor allem freuten sie sich auf das Land, unter ihnen der Basketballer Ingo Mitdank, der zum ersten Mal in Israel ist. Für Makkabi-Präsident Peter Guttmann geht es neben dem sportlichen Erfolg auch um andere Werte wie etwa die enge Verbundenheit mit Israel und der jüdischen Tradition. »Nicht umsonst ist die Makkabi-Idee 1895 aus der zionistischen Bewegung heraus entstanden«, sagt der Makkabi-Präsident.

Sieg und Niederlage Doch so ganz ohne sportlichen Ehrgeiz sind die Athleten nicht nach Israel gefahren. Die Frauenfußballmannschaft erhofft sich einen vorderen Platz und musste doch gleich im Auftaktspiel gegen Argentinien eine 3:5-Niederlage einstecken. Viel besser lief es dann gegen die holländischen Damen. Die Elf, die sich bei der 19. Maccabiah einiges ausrechnete, besiegte die Holländerinnen klar mit 6:2. Am Montag dann der nächste Dämpfer, die Auswahl verlor gegen Australien überraschend klar mit 2:5. Gegen Israel ging die deutsche Frauenmannschaft am Dienstag sang und klanglos 1:11 unter.

Leo Friedman, in diesem Jahr Golfer, aber auch schon als Tennisspieler bei einer Maccabiah am Start gewesen, erhofft sich eine gute Platzierung. Der 59-jährige Betriebswirt trat am Mittwoch in Caesarea zur dritten Runde an. Eine der jüngsten deutschen Teilnehmerinnen sitzt hoch zu Ross. Sarah Bamberger tritt mit ihrem Pferd Bono in der Disziplin Dressurreiten an. Im Geviert vom Kibbuz Yagur sei von Bronze bis Gold alles drin, so die Prognose.

Rekordmarken In Israel ist die größte jüdisch-deutsche Nationalmannschaft aller Zeiten am Start: 202 Sportlerinnen und Sportler treten für Deutschland in insgesamt 16 Disziplinen an. Ein erster Höhepunkte für sie war bereits der Einmarsch in das Teddy-Kollek-Stadion in Jerusalem. Rund 36.000 Zuschauer empfingen die deutschen Makkabäer, die allesamt schwarze Hosen, rote Shirts und gelbe Basecaps trugen, herzlich. Hockeyspielerin Rebecca Landshut schwang die Deutschlandfahne, Leo Friedman die Fahne von Makkabi Deutschland. »Der Einmarsch«, beobachtete Maria Pinzger, »war selbst für unsere alten Maccabiah-Hasen sehr bewegend.«

Zum ersten Mal nach zwölf Jahren finden übrigens Eröffnungs- wie Abschlussfeier im Jerusalemer Teddy-Kollek-Stadion statt. »Jerusalem als Hauptstadt unseres Landes und Wiege unseres Glaubens ist der richtige Platz für die Maccabiah«, betonte Bürgermeister Nir Barkat. Auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu unterstrich die symbolische und politische Bedeutung der Entscheidung, die Stadt als Gastgeber der Sportveranstaltung zu wählen.

Wünsche Aus der Heimat erreichen die Sportler inzwischen viele gute Wünsche. Uwe Jakob schrieb: »Möge der Ewige die Spiele beschützen.« Den Wunsch von Kurt Ledermann aus Brunsbüttel – »Bringt Gold nach Hause! Makkabi chai!« – haben die Sportler schon erfüllt. »Wunderschöne Tage, viel Glück bei den Spielen und hoffentlich auch viele Medaillen«, erhofft sich Jürgen Spiekermann aus Budapest für alle, besonders aber für die deutschen Sportler.

Traurig schaut Steven Guttmann aus München nach Israel: »Liebe Maccabaer, auch wenn zuschauen aus der Ferne wehtut, wünsche ich euch von ganzem Herzen einen großen Haufen Medaillen und die Zeit eures Lebens. Ob siegreich oder nicht, genießt es, denn nirgendwo macht sogar Verlieren so viel Spaß. Maccabiah – dabei sein ist alles.« Seine ganz besonderen Grüße gelten den »alten Teamkollegen aus dem Fußballherrenteam (1:0 gg. GB – ihr seid unglaublich), an meine Freunde aus dem Futsal-Team und meinen Bruder mit seinen Fußballdamen (6:2 gg. Holland –Mazal Tov!!). Viel Erfolg und Durchhaltevermögen auch an die Halbmarathonläufer! Go Makkabi Deutschland!!« Das Daumendrücken kam an. Mit einer Superzeit von 1:29:10 Stunden kam Aaron Buck nach 21,095 Kilometern ins Ziel.

Aus San Fernando erreichen das deutsche Makkabi-Team Grüße von Bernhard Krick: »Hallo, viel Erfolg! Alle guten Wünsche.« Und Shabtai Shapiro aus Wiesbaden wünscht: »Viel Erfolg an die Sportler aus Chernivtsi, ihr seid die Hoffnung der Bukovina! Yalla Bukovina ve Maccabi.« Persönliche Grüße gehen von Alexander Stoler aus Frankfurt an die Fußballspieler: »Viel Erfolg an die Fußballer. Insbesondere an Ilya Giventar und Ilja Cinciper. Macht den BVB und die Schiedsrichter Vereinigung Frankfurt stolz!« Verena Balyos ist in Netanya: »Wir wünschen euch ein tolles Turnier, neue Freunde und viel gute Erlebnisse in Israel«, schreibt sie.

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