Kulturbetrieb

Bei Nichtgefallen Geld zurück

Deine Sorgen und Rothschilds Geld hätt’ ich gerne», lautet ein geflügeltes Wiener Wort. Womit wir bei Henryk M. Broder wären. Dessen Geld, zumindest 20.000 Euro davon, hätte nämlich gerne die Frankfurter Ludwig-Börne-Stiftung, wie sie am Donnerstag per Presseerklärung kundtat. Broder hatte am Dienstag in der «Welt» mitgeteilt, dass er den ihm 2007 verliehenen Börne-Preis zurückgeben werde, nachdem er erfahren hatte, dass dieses Jahr der Karlsruher Philosoph Peter Sloterdijk die Auszeichnung erhalten wird.

Sloterdijk habe «nach den Anschlägen von 9/11 den Terror und Massenmord kleingeredet», so Broder und zitierte aus einem Interview, in dem Sloterdijk von einem «Zwischenfall in amerikanischen Hochhäusern» gesprochen hatte und von «schwer wahrnehmbaren Kleinzwischenfällen». So jemandem den Börne-Preis zu verleihen, sei, so Broder «unsäglich und unerträglich». Er wolle «keinem Zirkel angehören, der einen Terrorversteher und Massenmordverkleinerer aufnimmt». Das sei «keine Frage der Moral, sondern der sozialen Hygiene».

spöttisch
Die Reaktion der Börne-Stiftung heute auf Broders Preisrückgabe fiel cool, um nicht zu sagen, spöttisch aus: «Wir sind seitens der Börne-Stiftung im Zusammenhang mit einer Preisrückgabe von Henryk Broder nicht kontaktiert worden, obwohl er unsere Telefonnummer und E-Mail-Adresse hat», ließ Stiftungsvorsitzender Michael A. Gotthelf mitteilen. «Insofern sind wir nicht sicher, ob er das ernst meint. Allgemein ist zu der Frage, ob bei einer Preisrückgabe auch das Preisgeld zurückzugeben ist, davon auszugehen, dass dies der Fall ist.» ja

Los Angeles

Barbra Streisand: Lovesong als Zeichen gegen Antisemitismus

Für die Serie »The Tattooist of Auschwitz« singt sie das Lied »Love Will Survive«

 25.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Meinung

Der Fall Samir

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024

Immanuel Kant

Aufklärer mit Ressentiments

Obwohl sein Antisemitismus bekannt war, hat in der jüdischen Religionsphilosophie der Moderne kein Autor mehr Wirkung entfaltet

von Christoph Schulte  21.04.2024

TV

Bärbel Schäfer moderiert neuen »Notruf«

Die Autorin hofft, dass die Sendung auch den »echten Helden ein wenig Respekt« verschaffen kann

von Jonas-Erik Schmidt  21.04.2024

KZ-Gedenkstätten-Besuche

Pflicht oder Freiwilligkeit?

Die Zeitung »Welt« hat gefragt, wie man Jugendliche an die Thematik heranführen sollte

 21.04.2024

Memoir

Überlebenskampf und Neuanfang

Von Berlin über Sibirien, Teheran und Tel Aviv nach England: Der Journalist Daniel Finkelstein erzählt die Geschichte seiner Familie

von Alexander Kluy  21.04.2024