Baupläne von Auschwitz

»Dokumente für das Land der Opfer«

Herr Diekmann, Sie haben vergangene Woche Israels Premier Benjamin Netanjahu Originalbaupläne des Vernichtungslagers Auschwitz überreicht. Ein ungewöhnliches »Gastgeschenk«, oder?
Es ging nicht hauptsächlich um den Akt des Schenkens. Unser Anliegen war, diese wichtigen historischen Dokumente den Menschen zu übergeben, für die sie wohl die größte Bedeutung haben – den Bürgern Israels. Dass Netanjahu sich bereit erklärt hat, die Pläne als Vertreter Israels entgegenzunehmen, hat der Übergabe natürlich zusätzliches Gewicht verliehen. Sein Besuch war eine große Ehre für uns, und wir sind ihm sehr dankbar.

Wie hat Netanjahu reagiert?
Er war sehr interessiert und ergriffen. Auch Netanjahu hat ja eine sehr persönliche Beziehung zum Holocaust: Die Familie seiner Frau Sara wurde fast vollständig ausgelöscht.

Warum sollen die Zeichnungen künftig in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem aufbewahrt werden und nicht im Bundesarchiv oder in Auschwitz selbst?
Wir haben natürlich lange abgewogen, wo diese Pläne am besten ihren Platz finden könnten. Und vieles hätte für das Bundesarchiv gesprochen. Aber es war mir persönlich von Anfang an ein Anliegen, die Unterlagen Yad Vashem zu übergeben. Zum einen, weil es dort die besten Experten der Welt gibt, die dafür sorgen, dass die Pläne der Öffentlichkeit und der Forschung zugute kommen. Zum anderen aber, weil wir davon überzeugt sind, dass das Land der Opfer den größten Anspruch auf den Besitz der Dokumente hat.

Wie ist die »Bild«-Zeitung überhaupt an diese Unterlagen gekommen?
Mein Kollege Ralf Georg Reuth fand die Pläne im vergangenen Jahr. Sie waren wohl bei einer Haushaltsauflösung im Osten Berlins ans Licht gekommen. Aber wo genau ihre Herkunft liegt und wie sie die Jahrzehnte überdauert haben, wissen wir nicht.

Ist die Authentizität der Dokumente überprüft worden?
Natürlich. Zuerst durch eigene, dann durch die Experten des Bundesarchivs. An der Echtheit der Pläne gibt es keinen Zweifel.

Der Springer-Konzern spricht von einem spektakulären Fund. Dennoch wurden die Auschwitz-Zeichnungen Anfang des Jahres nur für kurze Zeit bei Ihnen im Haus ausgestellt. Warum haben Sie dafür nicht einen Ort mit mehr Publikumsverkehr gewählt?
Unser Haus liegt im Herzen Berlins, nur wenige Gehminuten vom Checkpoint Charlie entfernt. Für Publikumsverkehr war also gesorgt. Ich kann absolut keinen Nachteil darin erkennen, die Pläne bei uns ausgestellt zu haben.

Apropos Öffentlichkeit: Haben Sie mit Netanjahu auch über Politik gesprochen?
Bei allem persönlichen Interesse bin ich Journalist, kein Politiker. Außerdem hat »Bild« erst vor Kurzem ein großes politisches Interview mit Netanjahu geführt.

Jerusalem

Baerbock trifft Premier Netanjahu und Präsident Herzog

 17.04.2024

Israel

Omer und ich

Ich habe einen neuen Mitbewohner, einen neuen Freund. Omer Shem Tov ist bei mir eingezogen. Er hat wunderschöne Augen, blaugrün und gutmütig, während ich derzeit schlecht schlafe, schließt er sie nie

von Gabriella Meros  15.04.2024

Naher Osten

G7 verurteilen Angriff auf Israel

Die sieben großen Industriestaaten hatten am Sonntag ein Treffen einberufen

 14.04.2024

Berlin

Zentralrat der Juden ruft Deutschland und die EU zu einer harten Position gegenüber Iran auf

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat den Großangriff Irans auf Israel mit aller Schärfe verurteilt

 14.04.2024

Rechtsextremismus

Zentralrat: »AfD-Funktionäre müssen immer wieder mit ihren radikalen Ansichten konfrontiert werden«

Zentralratspräsident Josef Schuster äußert sich zum TV-Duell

 12.04.2024

NRW

Haftbefehl gegen drei Jugendliche wegen Terrorverdachts

Sie werden verdächtigt, einen islamistisch motivierten Anschlag geplant zu haben

 12.04.2024

Halle

Anklage gegen Björn Höcke erweitert

Vor Gericht geht es um den Vorwurf der Volksverhetzung. Jetzt sogar um zwei Fälle

 12.04.2024

Berlin

Uni-Präsident: Judenhass an FU nicht akzeptabel

»Antisemitismus ist an der FU nicht hoffähig«, sagt Günter M. Ziegler

 12.04.2024

Ungarn

Andor Grósz will »aktive, stolze und starke jüdische Gemeinschaft«

Der Dachverband Jüdischer Gemeinden erinnert zum Auftakt des Gedenkjahrs an die Holocaust-Opfer

von Andor Grósz  10.04.2024