Glossar

Kerzenzünden

Nicht schummeln: Beim Kerzenzünden werden die Augen bedeckt. Foto: Flash 90

Stille im Haus. Wenn das Kerzenzünden bevorsteht, beginnt in wenigen Minuten der Schabbat. Für viele Familien ein wichtiger Augenblick. Es dauert nicht lange, und doch markiert das Kerzenzünden für alle, dass der Schabbat nun begonnen hat. 18 Minuten vor Sonnenuntergang.

Das Kerzenzünden am Schabbat ist keine Vorschrift aus der Tora, sondern eine rabbinische Verordnung. Sie schützt vor allem davor, dass Juden am Schabbat im Dunkeln sitzen müssen. Denn es ist verboten, am wöchentlichen Feiertag ein Feuer zu entfachen.

Sonnenuntergang Früher, bevor es elektrischen Strom gab und das Licht nicht kurz vor Schabbat einfach angeschaltet werden konnte, musste die Beleuchtung vorbereitet werden. Damit man das nicht vergaß, wurde es zur Pflicht, am Freitagabend vor Sonnenuntergang Kerzen anzuzünden. Heute sind es meist zwei Kerzen. Sie wurden zum Symbol für den häuslichen Frieden und den Schabbat.

Die zwei Kerzen stehen für »Schamor« und »Sachor«, »Hüte!« und »Gedenke!« oder auch für »Mann« und »Frau«. Theoretisch würde aber ebenso eine Kerze ausreichen. Heute gibt es auch den Brauch, für jedes Familienmitglied eine Kerze zu zünden.

Theoretisch ist es egal, wer in der Familie das Licht anzündet. Maimonides, der Rambam (1135–1204), legte jedoch fest, dass es die »Frau des Hauses« tun soll. In seiner Mischne Tora (Hilchot Schabbat 5,3) begründet er das damit, dass die Frauen normalerweise alle häuslichen Vorbereitungen für den Schabbat träfen, und deshalb sei es angemessen, dass sie auch die Kerzen anzünden.

Oft wird angenommen, das Kerzenzünden läge ausschließlich in der Verantwortung der Frau. Doch wenn ein Mann allein lebt oder seine Frau krank ist, dann kann auch er die Kerzen zünden.

Bracha In der Regel sagt man eine Bracha, einen Segensspruch, bevor man eine Mizwa tut oder etwas isst. Denn man sollte nichts nutznießen, bevor man nicht G’tt dafür gedankt hat. Bei den Schabbatkerzen funktioniert es jedoch ein wenig anders, jedenfalls bei den aschkenasischen Juden. Die Reihenfolge ist hier vertauscht: Man zündet zuerst die Kerze, hält sich die Hände vor die Augen und spricht dann die passende Bracha.

Der Grund dafür ist, dass man mit dem Sprechen der Bracha den Schabbat mit seinen Regeln akzeptiert hat. Und das schließt aus, dass man ein Feuer entzündet. Um dies nicht tun zu müssen, kann man nun einfach die Hände senken und sieht dann die brennenden Kerzen. Man muss sie also gar nicht erst entzünden und sieht dennoch jetzt erst das Licht. Man versucht also, die Reihenfolge durch eine Hilfskonstruktion einzuhalten.

Sefardische Frauen und Männer halten die übliche Reihenfolge etwas strikter ein: Sie sprechen zuerst die Bracha und zünden danach die Kerzen an. Um die Gebote nicht zu übertreten, wird mindestens einmal im Jahr gesagt, dass der Schabbat erst mit dem Entzünden der Kerzen beginnt.

Vorsicht! Die Streichhölzer sollten dann nicht ausgepustet werden, sondern müssen von selbst verlöschen – denn sonst würde man den Schabbat schließlich doch brechen. Beim sefardischen Weg entfällt die Geste mit den Händen, deren ursprüngliche Bedeutung häufig in Vergessenheit gerät.