Österreich

Neue Seiten an der Donau

Das unabhängige Magazin »Wina« löst die alte Wiener Gemeindezeitung ab

von Heike Hausensteiner  25.10.2011 17:25 Uhr

Nummer 1: »Wina«, Oktober 2011 Foto: wina

Das unabhängige Magazin »Wina« löst die alte Wiener Gemeindezeitung ab

von Heike Hausensteiner  25.10.2011 17:25 Uhr

»Wina – Das jüdische Stadtmagazin«, so nennt sich die neue Monatszeitschrift der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien. Anfang Oktober ist das Blatt zum ersten Mal erschienen. Es löst die Zeitung »Die Gemeinde« ab, die fast 60 Jahre alt wurde. Die IKG hat eine eigene Mediengesellschaft gegründet, die Jüdische Medien- und Verlags-GmbH (JMV), die »Wina« herausgibt. Das soll eine inhaltlich unabhängige Magazinproduktion ermöglichen.

Man möchte sich vom Aussehen her sowie inhaltlich von dem alten Magazin emanzipieren. »›Wina‹ steht für ein modernes, frisches und offenes Judentum«, erläutert Chefredakteurin Julia Kaldori. »Wir sehen uns als Botschafter, um zu zeigen, dass es ein neues Judentum gibt. Und wir wollen eine Plattform für Diskussionen sein.« Man werde mit der Kultusgemeinde gerne zusammenarbeiten – »wenn es thematisch passt, aber auf Zuruf sicher nicht«, sagt Kaldori. Das zweite Medienstandbein der IKG, den »Insider«, der unter anderem Mitgliederinformationen sowie Gebetszeiten abdruckt, wird es ohnehin weiter geben.

Thematisch ist das neue Magazin in die drei großen Ressorts Politik, Urbanes (»Stadt.Mensch.Lebensart«) und Kultur unterteilt. Die Berichterstattung soll aber über Wien hinaus ihre Fühler auf den gesamten mitteleuropäischen Raum ausstrecken, kündigt die Chefredakteurin an. Highlights der ersten Ausgabe sind eine Reportage über das Karmeliterviertel in der Wiener Leopoldstadt sowie ein Schwerpunkt zum Sozialaufstand in Israel. Herkunftsgeschichten von Mitgliedern der jüdischen Gemeinschaft sollen künftig in einer »(End-)Station Wien« genannten Reihe regelmäßig im Blatt erscheinen.

Vorbilder Eines der medialen Vorbilder, sagt die neue Chefredakteurin, sei das US-amerikanische Magazin »Moment«, das 1975 von Elie Wiesel und Leonard Fein gegründet wurde. Die neue Wiener Zeitschrift wolle große Themen wie etwa die Bildungsdebatte auf den jüdischen Alltag herunterbrechen, so Kaldori. Dazu solle auch verstärkt die Bildsprache eingesetzt und so der eher textlastige Charakter der Vorgängerzeitschrift abgestreift werden.

Das offizielle Organ der IKG sei »eine herausragende, im In- und Ausland geschätzte jüdische Zeitung« gewesen, schrieb Gemeindepräsident Ariel Muzicant in der letzten Ausgabe des Blattes »Die Gemeinde«. Dennoch wurde deren Chefredakteurin Sonia Feiger, wie sie selbst es formulierte, unter »nicht ganz so fröhlichen« Umständen verabschiedet.

unabhängig Das neue Magazin der Wiener Gemeinde ist nicht nur thematisch unabhängiger als die Vorgängerin, sondern muss das auch in wirtschaftlicher Hinsicht sein. Die Auflage wurde daher von 5.500 auf 7.000 Exemplare erhöht. Der Verkaufspreis liegt bei 4,90 Euro. Das Jahresabo kostet in Österreich 49 Euro. Der Vertrieb ist auf den gesamten deutschen Sprachraum erweitert worden.

Am neuen Internetauftritt – er soll interaktiver werden und die Leser stärker in Diskussionen einbeziehen – wird noch gearbeitet, ebenso an der Erhöhung des Anzeigenvolumens. Doch fest steht bereits jetzt: Inhaltlich und optisch ist der Neustart von Wiens einzigem jüdischen Monatsmagazin gelungen.

Mexiko

Präsidentschaftskandidatin von Bewaffneten aufgehalten

Steckt ein Drogenkartell hinter dem bedrohlichen Zwischenfall?

 22.04.2024

Meinung

Der Fall Samir

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

USA/Israel

Biden: Pessach-Fest ist besonders hart für Familien der Geiseln

Die abscheulichen Gräueltaten der Hamas dürften niemals vergessen werden, sagt der Präsident

 22.04.2024

Ukraine

Mazze trotz Krieg

Kyivs älteste Synagogen-Bäckerei produziert seit Jahrzehnten, und nun auch bei Raketenbeschuss

von Michael Gold  22.04.2024

Pessach

Der eigene Exodus

Wie erlangt der Mensch persönliche Freiheit? Wir haben sechs Jüdinnen und Juden gefragt

von Nicole Dreyfus  22.04.2024

London

Initiative gegen Antisemitismus: Polizeichef soll zurücktreten

Hintergrund ist ein Vorfall bei einer antiisraelischen Demonstration

 22.04.2024

Columbia University

Nach judenfeindlichen Demos: Rabbiner warnt eindringlich

Jüdische Studierende sind auf dem Campus nicht mehr sicher, sagt Elie Buechler

 22.04.2024

London

Polizeichef steht in der Kritik

Die »Initiative Campaign Against Antisemitism« fordert den Rücktritt von Sir Mark Rowley

 21.04.2024

Großbritannien

Der erste Jude in 1000 Jahren

Nick Rubins ist neuer Sheriff von Nottingham – und hat nur bedingt mit Robin Hood zu tun

von Sophie Albers Ben Chamo  20.04.2024